Davidia involucrata BAILL.
Tauben- oder Taschentuchbaum

Entdeckt wurde dieser Baum in W-China (Szetschuan) durch den französichen Ordensmissionar und Naturforscher ARMAND DAVID (1826-1900), der zwischen 1862 und 1874 China und Tibet bereiste. Neben umfangreichen Sammlungen an Tieren übersandte er dem Museum d’Histoire Naturelle in Paris über 2000 Herbarbelege von der Wissenschaft unbekannten Pflanzenarten, darunter auch die nach ihm benannte Baumart, deren auffälligstes Kennzeichen ein Paar reinweißer Hochblätter unterhalb des kopfigen Blütenstandes ist. Nach diesen trägt der Baum auch den deutschen Namen Tauben- oder Taschentuchbaum. DAVID gilt als der erste systematisch sammelnde und forschende Europäer in China.

P. G. FARGES (1844-1912), ein anderer Missionar, übersandte 1897 etwa 40 Steinkerne an die berühmte Gärtnerei und Baumschule Vilmorin bei Paris, aus denen nur ein einziger Keimling hevorging. Aber zu dieser Zeit war mit ERNEST HENRY WILSON (1876-1930), einer der bekanntesten professionellen ‘Pflanzenjäger’ schon in China, der von der großen englischen Gärtnerei Veitch & Sons mit dem besonderen Auftrag geschickt worden war, Samen von Davidia zu sammeln. Am 31. Mai 1900 fand der unermüdliche ‘Chinese Wilson’, der später Direktor des berühmten ‘Arnold Arboretum’ in den USA wurde, dann tatsächlich einen ganzen Bestand dieser Baumart, die am Standort eine Höhe von etwa 18m bei einem Stammdurchmesser von 1.8m erreicht. Nicht zu Unrecht schreibt WILSON in seinem Tagebuch: „Für mich ist Davidia involucrata nicht nur der interessanteste, sondern auch der schönste Baum der gemäßigten Zone der Nordhemisphäre“. Seit dieser Zeit ist der Taubenbaum auch in Europa in Kultur.

Früher fasste man Davidia als Vertreter der Davidiaceae, einer sog. monotypischen (also nur eine Art umfassenden) Familie auf; heute rechnet man sie zu den Nyssaceae (im Tertiär in Europa verbreitet; heute in Amerika und Asien) innerhalb der Ordnung der Cornales (Hartriegelverwandtschaft) und näherhin zu den Nyssaceae.

Bei den ‘Blüten’ der Davidia handelt es sich nicht um Einzelblüten, sondern um ganze Blütenstände. Diese sind kopfig und bestehen aus einer Vielzahl von männlichen Blüten mit jeweils 12-20 Staubblättern und einer einzigen zwittrigen oder weiblichen Blüten mit einem einzigen Fruchtknoten. Beide Blütentypen besitzen keine Blütenhülle, also weder Kelch- noch Kronblätter. Unterhalb des kugeligen Köpfchens, das die Zwitterblüte asymmetrisch an der Seite trägt, befinden sich die beiden erwähnten weißen Hochblätter, die ein Involucrum (Blütenstandshülle, Hüllkelch; Name!) bilden.

Standort im Garten: Links vom Darmachaluslauf an kleinen Abhang

Priv. Doz. Dr. Stefan Schneckenburger, Mai 1995 (rev. 2013)
Text: Botanischer Garten TU Darmstadt (BG aktuell 23 (wird in neuem Tab geöffnet) )