Streptocarpus wendlandii
Einblattpflanze im Nutzpflanzenhaus

Mit insgesamt etwa 120 Arten im tropischen und südlichen Afrika und auf Madagaskar gehört die Gattung Streptocarpus zur großen Familie der Gesneriaceae (etwa 2400 Arten in 146 Gattungen).

Der Name Streptocarpus bezieht sich auf die im reifen Zustand gedrehte Kapselfrucht (grch. streptós = gedreht, karpós = Frucht). Die Art zeigt wie einige andere aus dieser Gattung das Phänomen der Monophyllie. Hierunter versteht man die Tatsache, daß während des Lebens der Pflanze nur ein einziges Laubblatt ausgebildet wird. Dieses entspricht bei S. wendlandii einem der beiden Keimblätter, der zweite Cotyledo ablastiert sehr früh. Indem hier nur die bereits im Embryo angelegten Organe zur Ausbildung kommen, kann man hier durchaus von Neotenie sprechen. Bei anderen 'Einblattpflanzen' ist dies selbstverständlich nicht notwendigerweise immer ein Keimblatt. Solche monophyllen Pflanzen findet man in allen Tropengebieten und in ganz verschiedenen Verwandtschaftskreisen (z.B. bei manchen Orchideen, Rubiaceen, Acanthaceen oder auch Melastomataceen und Zingiberaceen).

S. wendlandii wurde 1877 in Italien in die gärtnerische Kultur eingeführt und nach HERMANN WENDLAND, dem damaligen Direktor der Herrenhäuser Gärten (Hannover) benannt. Die Pflanzen sterben nach einmaligem Blühen und Fruchten ab und müssen neu aus Samen herangezogen werden. Die Art ist in Südafrika (Natal) verbreitet und kommt in schattigen, luftfeuchten Wäldern vor. Mit den anderen einblättrigen Arten sind Kreuzungen leicht möglich; eine reiche Auswahl von anspruchsvollen Warmhauspflanzen steht dem erfahrenen Liebhaber zur Verfügung. Die züchterischen Bemühungen haben aus den teilweise nur unter Gewächshausbedingungen kultivierbaren Pflanzen in Form von Hybriden zahlreiche dankbare und beliebte Zimmerpflanzen hervorgebracht (z.B. Hybriden von Streptocarpus rexii).

Standort im Garten: Nutzpflanzenhaus.

Dr. Stefan Schneckenburger, © Botanischer Garten TU Darmstadt