Hamamelis
Hamamelis, Hexenhasel oder Zaubernuß

Unter den erste Boten des bevorstehenden Frühjahrs sind regelmäßig Vertreter der Gattung Hamamelis, die nach ihrem nordamerikanischen Namen 'witch hazel' bei uns als Hexenhasel bezeichnet wird.

Sie gehört zur Familie der Hamamelidaceae, die etwa 1000 Arten in 30 Gattungen umfaßt (s. auch Disanthus cercidifolius). 12 der 30 Gattungen sind monotypisch, beinhalten also nur eine Art. Viele Sippen besiedeln nur ein sehr kleines Areal und sind deshalb potentiell besonders bedroht. Während die Familie heute in mit einer einzigen Ausnahme (Liquidambar orientalis als natürlicher Wald im berühmten Schmetterlingstal auf Rhodos) in Europa nicht mehr vorkommt und ihr Verbreitungsschwerpunkt in O-Asien liegt, war sie bis zu den Eiszeiten auch hier heimisch (Hamamelis und Liquidambar sogar bis Spitzbergen!).

Insgesamt umfaßt die Gattung Hamamelis etwa 6 Arten, von denen 3 im östlichen N-Amerika und 3 in O-Asien beheimatet sind Im Herbst blühen H. virginiana und H. macrophylla, die anderen im Vorfrühling. Besonders attraktiv ist die hellgelbe H. japonica SIEB. & ZUCC. Diese wurde 1862 durch den deutsch-holländischen Arzt und Botaniker VON SIEBOLD von Japan nach Europa eingeführt. Heimat der Art sind die Bergwälder der japanischen Inseln Kyushu, Shikoku, Hokkaido und Hondo, aber auch die chinesische Provinz Jiangxi. In Europa werden zahlreiche Gartenformen und auch Hybriden (H. x intermedia REHD.) mit der ebenfalls ostasiatischen H. mollis OLIV. (mit samtig behaarten Blättern) kultiviert. Mit deutlich kleineren Blüten wartet H. vernalis SARGENT auf. Hier handelt es sich um eine der nordamerikanischen Arten (von Missouri und Arkansas bis nach O-Oklahoma verbreitet). Die Blüten sind von blaßgelber bis orangegelber Färbung und duften. Wegen der kleinen Blüten findet man die Art seltener in Gärten und Parks. Die zwittrigen Blüten besitzen 4 gelbe, bandförmige und in der Knospe knittrig aufgerollte Petalen (C), die von vier schuppigen Kelchblättern (K) umgeben werden. Zu den 4 fruchtbaren Staubblättern (A; Pollen stark klebrig) treten noch 4 sterile (sog. Staminodien; S). Deren Spitzen sind gegen die Petalen gedrückt, bilden Nektar und halten diesen kapillar fest. Der Fruchtknoten ist zweizählig, entwickelt sich zu einer Kapselfrucht. Als Bestäuber wurden im BG Innsbruck bes. Honigbienen und große Schwebfliegen beobachtet. Hamamelis-Arten sind pharmazeutisch bedeutsam: schon um 1840 stellte der Amerikaner T. POND fest, daß die Indianer Brandwunden, Geschwüre, Hämorrhoiden und Wunden aller Art mit einem Auszug aus Hamamelis-Zweigen behandelten. Auch heute noch werden Extrakt und Tinktur (vornehmlich aus der deshalb plantagenmäßig angepflanzten H. virginiana) bei ähnlicher Indikation angewendet.

Standort im Garten: Nahe der Bahnlinie (H. japonica); vor dem ehemaligen Pumpenhäuschen (H. mollis, H. japonica); neben der großen Zeder vor dem Institut und an der Sandsteinbank (H. vernalis)

Text: Dr. Stefan Schneckenburger, Foto: D. Kramer. © Botanischer Garten TU Darmstadt