Platanaceae
Heilig, schön, wild und alt: die Platane

Die Platanengewächse (Platanaceae) umfassen nur eine einzige Gattung mit ca. sieben Arten. Ihr stark zerrissenes Areal besitzt Teilareale in N-Amerika sowie im südöstlichen Europa, im Himalaya sowie in Indochina, wo ihre Vertreter – immer Bäume – oftmals entlang von Bächen und Flüssen vorkommen.

Im alten Griechenland galt die Platane als heilig und als der schönste wilde Baum; der Römer PLINIUS berichtete, dass sie einer der ersten fremdländischen Bäume war, die nach Italien verpflanzt wurden. Auch in der Bibel wird die Platane als Beispiel eines mächtigen, großen Baumes erwähnt: '… und die Zypressen waren seinen Ästen nicht zu vergleichen und die Platanen waren nichts gegen seine Zweige' (Hesekiel 31.8). Die Philosophen der Antike lehrten unter dem Schatten von Platanen in der Akademie zu Athen. Im südlichen Griechenland und auf Zypern verlieren die Platanen ihr Laub nicht immer während des Winters, so dass sie als immergrün gelten. In Kreta existiert eine Population tatsächlich immergrüner Platanen; die bekannteste unter ihnen steht bei Gortyn. Unter ihr verbrachte Zeus die Hochzeits'nacht' mit Europa, die er in Gestalt eines Stieres nach Kreta entführt hatte. Wegen des von der dichten Laubkrone gespendeten Schattens braucht der Baum nun nie mehr sein Laub zu verlieren …

Auffallend ist die Schuppenborke der Platane, auf der die Buntscheckigkeit der Stämme und Äste beruht: Die durch das Abwerfen einzelner Borkenschuppen entblößten Stellen nehmen erst im Lauf der Zeit die dunklere Färbung der älteren Borkenteile an. Bemerkenswert sind weiterhin die Knospen, die man in den Blattachseln vergeblich sucht: sie sind nämlich von der Blattstielbasis eingeschlossen und werden erst nach dem herbstlichen Laubfall frei.

Die Blüten sind eingeschlechtlich mit stark rückgebildeter drei- oder viergliedriger Blütenhülle. Sie stehen in meist eingeschlechtlichen kugeligen Köpfchen zusammen.

Botanischer Garten 1905: Platane im Hintergrund rechts
Botanischer Garten 1905: Platane im Hintergrund rechts

Geologisch ist die Familie sehr alt; ihre Vorläufer finden sich bereits in der Kreidezeit vor über 100 Millionen Jahren. Aus dieser Zeit sind Vorkommen auf Grönland belegt; noch in der Tertiärzeit war sie mit zahlreichen Arten über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet. Das stark zerrissene Areal ist zumindest teilweise eine Folge der Eiszeiten. Die Gattung Platanus selbst ist in der obersten Kreidezeit nachgewiesen und damit mit einem Alter von etwa 70 Millionen Jahren eine der ältesten lebenden Genera. Die Platanaceae gelten insgesamt als eine der altertümlichsten Familien der Kerngruppe der Zweikeimblättrigen Samenpflanzen.

Standort im Garten: Mehrmals; großer Solitärbaum am 'Abhang' hinter der Systematischen Abteilung

PD Dr. STEFAN SCHNECKENBURGER (2002; rev. 2014) © Text: Botanischer Garten TU Darmstadt (BGaktuell193 (wird in neuem Tab geöffnet) )