Asclepiadaceae
Seidenpflanzengewächse

Die Asclepiadaceae (Seidenpflanzengewächse) sind eine recht umfangreiche Pflanzenfamilie mit etwa 2900 Arten in 315 Gattungen, unter denen sich eine große Anzahl von artenarmen Gattungen findet. Neuere molekulare Untersuchungen legen eine Vereinigung mit den nah verwandten Hundsgiftgewächsen (Apocynaceae) nahe. Die Klemmfallenblüten eines großen Teils der Asclepiadaceen gehören zu den komplexesten im gesamten Pflanzenreich.

Kelch-, Kron- und Staubblätter liegen in Fünfzahl vor, die beiden Fruchtblätter sind voneinander frei. Nur in ihrem Spitzenbereich bilden sie einen massiven Narbenkopf, der mit den Staubblättern in einem späten Entwicklungsstadium eine Verbindung eingeht. Dieses Organ wird als Gynostegium bezeichnet und ist nicht zu verwechseln mit der Säule (Gynostemium) der Orchideen, bei dem das Staubblatt und die Griffelregion gemeinsam angelegt werden. Die Staubblätter tragen auf ihrer Außenseite ein tütenförmiges Nektarium, aus dem eine hornartige Bildung herausragt. An ihrer Innenseite befinden sich jeweils zwei Pollensäcke. An jeder Kante des fünfeckigen Narbenkopfes entsteht frühzeitig eine Drüse, von der zwei Streifen Drüsengewebes zu den jeweils nächsten Pollensäcken (aus jeweils benachbarten Staubblättern!) ziehen. Die Drüsensekrete erhärten sich und bilden einerseits den Klemmkörper (Kantendrüse) und die mit diesem verbundenen Translatoren (seitliche Streifen). Die Pollenkörner eines Pollensacks verkleben miteinander zu einem sog. Pollinium. Nach dem Schwinden der Staubbeutelwand verbinden sich ein Klemmkörper, die beiden Translatoren und zwei Pollinien benachbarter Staubbeutel miteinander zu einer Einheit höherer Ordnung, dem Pollinarium.

Die Ränder des fertilen Staubblattteils sind flügelartig verbreitert; benachbarte Staubblätter lassen nur eine schmale Rinne zwischen sich frei. Nektarsuchende Insekten verfangen sich nun mit ihren Beinen oder Mundwerkzeugen in dieser Rinne; beim Herausziehen nach oben ziehen sie dann zugleich mit den entsprechenden Körperteilen und dem klebrigen Klemmkörper die Translatoren und Pollinien heraus und können – nun mit einem Pollinarium beladen – den Pollen zu einer anderen Blüte verbringen. Mit dieser Verbindung von Staub-und Fruchtblattteilen wird in einer blütenbiologisch höchst raffinierten Struktur einer der Gipfelpunkte pflanzlicher Synorganisation erreicht.

Standort im Garten: System, Kübelpflanzen in der Nähe des Eingangs

PD Dr. Stefan Schneckenburger, Juli 2000 (rev. 2008) © Text: Botanischer Garten TU Darmstadt (BGaktuell152 (wird in neuem Tab geöffnet) )