Carl Albert Purpus wurde als Sohn eines königlich-bayerischen Forstmeisters in einem Weiler am Nordwestfuß des Donnersbergs in der Pfalz geboren. Seine Schulausbildung erfolgte in Kirchheimbolanden, danach erhielt er eine Ausbildung in einer Apotheke im hessischen Schotten. Er war Mitarbeiter an der „Exkursionsflora der Blüten- und höheren Sporenpflanzen …“ des Großherzogtums Hessen von Dosch und Scribe, die ab 1874 in drei Auflagen erschien. 1876/77 studierte er Pharmazie sowie eine Reihe weiterer Fächer in Gießen. Er wurde später immer als „Dr. Purpus“ bezeichnet; eine Promotion ist nicht nachweisbar. In Amerika wurde er offenbar häufiger als Berater und Helfer in ärztlichen Fragen herangezogen. Nach dem Studium durchstreifte er die Alpen der Schweiz und Norditaliens und sammelte dabei Pflanzen – vor allem für die Staudengärtnerei Sündermann in Lindau und wohl auch andere Betriebe und Botanische Gärten. 1887 wurde er von Dr. Georg Dieck (Zöschener Baumschulen) mit anderen Sammlern zu einer zweijährigen Nordamerikareise angeworben. Zusammen mit seinem Bruder Joseph Anton Purpus bereisten sie die USA und Kanada und sammelten zahlreiche Pflanzen und Samen – vor allem, aber zum Verdruss des Auftraggebers eben nicht nur – für die „Zöschener Baumschulen“, sondern u.a. auch für die konkurrierende Baumschule Späth in Berlin. Aufgrund von Spätfrösten scheiterte das Ziel, Samen von auch für Deutschland als winterhart eingeschätzten Douglasienpopulationen (Pseudotsuga menziesii) für Aufforstungsprojekte zu sammeln.
1888 trennte sich die Reisegruppe. Carl Albert Purpus blieb in Nordamerika und entfaltete in den folgenden Jahren eine rege Exkursions- und Sammelaktivität, die sich im Lauf der Jahre bis nach Mittelamerika ausdehnte. Er sammelte z.B. Gehölze für die Baumschule Späth in Berlin und Stauden für die Alpenpflanzen-Spezialgärtnerei Sündermann in Lindau und später dann für den Botanischen Garten Darmstadt, wo sein Bruder Joseph Anton Purpus ab 1889 Garteninspektor und technischer Leiter war. Einige der von ihm gesammelten Pflanzen werden heute noch in Darmstadt kultiviert. 1905/06 erhielt er das „Ritterkreuz II. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen“ für seine wissenschaftlichen Verdienste und seine Sammeltätigkeit für den Großherzoglichen Botanischen Garten. Joseph Anton war wohl eine wichtige „Drehscheibe“ für die von seinem Bruder gesammelten Pflanzen, für den sie ja die Lebensgrundlage bildeten. Für große Herbarien (z.B. in Washington, Berlin, Kwe, München, Bremen) sammelte er hochwertige und sorgfältig montierte Belege, die vielfach Typen neu beschriebener Arten geworden sind.
Spätestens ab 1898 verband ihn eine enge Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft mit dem Botaniker-Ehepaar Townshend Stith Brandegee (1843–1926) und seiner Frau Mary Katharine Brandegee (1844–1920). In dieser Zeit unternahm Purpus verschiedene Reisen in das mexikanische Staatsgebiet und in die (Halb-)Wüsten Nevadas und Kaliforniens. Ab 1898 verlagerte sich seine Tätigkeit zunehmend nach Mexiko (z.B. 1899 Baja California) wo er sich endgültig 1905 niederließ.
Er muss ein besessener Sammler gewesen sein: so besaß er eine größere archäologische Sammlung, daneben häufte er auch zoologische Objekte an. Sein Haus beherbergte zeitweise bis zu 60 Katzen, die anfangs zum Schutz seiner Sammlungen vor Nagern gehalten wurden, später diese sogar beschädigten. Ein archäologischer Gegenstand, der damals als „Aztekenschatz“ bezeichnet wurde, war sein bedeutendster Fund, über dessen Natur wir leider nicht genau informiert sind (’Schild des Moctezuma', rituelles Gerät, Mosaiken?). Es wurde außer Landes geschmuggelt und 1921 für angeblich 40.000 $ an ein Museum in New York verkauft.
Die Archäologin SUE SCOTT von der University of Alabama – Tuscaloosa arbeitete über altmexikanische Kunst. Laut ihrer Untersuchungen handelte sich um einen mit etwa 14.000 Mosaiksteinchen aus Türkis belegten Schild von 32.1 cm Durchmesser (hergestellt zwischen 1350 und 1519 n. Chr). Der Kaufpreis betrug 20.000 $; gefordert hatte CAP 75.000 $! Der Schild und andere Objekte wurden durch den Nachbarn GROHMANN in einem großen Koffer in die USA geschmuggelt. Eine sehr schöne Abbildung des Schilds findet sich in FIELDS, V.M., ZAMUDIO-TAYLOR V. (2001): The road to Aztlan. Art from a mythic homeland.- Los Angeles County Museum of Art, University of New Mexico Press – auf S. 189. – oder auch .Über die Fundumstände unterrichtet CARL ALBERT PURPUS selbst in PURPUS 1926. im Museum „The Met“ in New York
Er lebte bis zu seinem Tod – vielfach reisend und lange unterwegs – auf der Hacienda „El Mirador“ im Bundesstaat Veracruz. Die war 1839 von dem deutschen Auswanderer Christian Sartorius aus Gundernhausen bei Darmstadt gegründet worden und war viele Jahrzehnte lang ein Zentrum naturwissenschaftlicher Forschung in Mexiko.
1904 besuchte Purpus letztmals Europa. 1906 wurde ihm von der University of California, Berkeley der unbezahlte Posten eines „botanical collectors“ angeboten, den er auch annahm. Bis ins hohe Alter war Purpus als Pflanzen- und Antiquitätensammler (und Raubgräber!) in Nordamerika und Mexiko unterwegs. Carl Albert Purpus wird als der produktivste Sammler mexikanischer Pflanzen bezeichnet. Er machte viele neue Pflanzenarten der Wissenschaft bekannt, brachte viele davon lebend nach Europa, die oftmals ihm (bzw. ihm und seinem Bruder) zu Ehren Artbezeichnungen wie purpusii, purpusianus und purpusiorum erhielten. T.S. Brandegee benannte sogar die Rosaceengattung Purpusia nach ihm, die heute in Potentilla – Fingerkraut einbezogen wird.
Carl Albert muss – vor allem in seinen späteren Jahren – ein Einzelgänger gewesen sein. Er starb im Januar 1941 im Alter von fast 90 Jahren auf dem „Mirador“. Bis zuletzt hat er Pflanzen gesammelt.
Carl Albert Purpus - Ein deutscher Pflanzensammler in Amerika
Publikation von Dr. Stefan Schneckenburger
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"Botanik an der TU 1814-1970"
Hier finden Sie Auszüge aus der Veröffentlichung mit Informationen zu Darmstädter Forschern, Pflanzen und Gärtnerbotanikern.
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