Er war der Enkel von Eduard August von Regel, der von 1855 bis 1892 im berühmten Botanischen Garten in St. Petersburg arbeitete, davon seit 1875 als Direktor, und auch einen bedeutenden Gartenbaubetrieb besaß. Friedrich war zudem der Enkel von Jakob Kesselring, dem Mitinhaber des Regelschen Betriebs in St. Petersburg.
Friedrich Wilhelm Kesselring erhielt seine Ausbildung bei der Lehranstalt für Gartenbau, Obstkultur und Pomologie Reutlingen, wo er 1896 als bester Schüler mit Auszeichnung abschloss. Danach vervollkommnete er seine Ausbildung als „Wandergärtner“ in verschiedenen größeren Gärten und Betrieben Europas. Er kehrte schließlich nach St. Petersburg zurück und wurde 1909 Leiter und Mitinhaber des „Pomologischen (obstbaulichen) Instituts der Baumschule Regel und Kesselring“. Durch seine Beziehungen gelang ihm der Aufbau einer reichen Sammlung von Stauden aus dem Kaukasus, aus Turkestan, Sibirien und der Mandschurei. Einige Pflanzen aus dieser Sammlung sind wahrscheinlich heute noch (unbewiesen!) im Darmstädter Garten.
Während der Revolution verlor Kesselring seinen Betrieb und sein ganzes Vermögen. Er floh schließlich in die Schweiz. 1922 wurde er von dem bekannten Botaniker Karl Ritter von Goebel nach München geholt. Dort betreute Kesselring das Alpinum und die in den Alpen gelegene Gartendependence am Schachen. 1926 trat die Nachfolge von Joseph Anton Purpus an. Kesselring war Autor zahlreicher Abhandlungen über botanische Fragen. Besonders aktiv war er in der Zeit zwischen 1925 und 1928, in der er zahlreiche Aufsätze in der von seinem Großvater Eduard August von Regel begründeten Zeitschrift „Gartenflora“ verfasste. Als namhafter Kenner spielte er wie Purpus eine zentrale Rolle bei der Herausgabe des mehrbändigen, noch heute bekannten gartenbaulichen Werks des österreichischen Grafen Ernst-Emmanuel von Silva-Tarouca (1860-1936). Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in einem kleinen Häuschen auf dem Gelände der heutigen Anzucht. Kesselring wird als ein bescheidener Mann mit umfassenden Pflanzenkenntnissen und tiefer Frömmigkeit beschrieben.
"Botanik an der TU 1814-1970"
Hier finden Sie Auszüge aus der Veröffentlichung mit Informationen zu Darmstädter Forschern, Pflanzen und Gärtnerbotanikern.
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